Türkei

Im 11. Jahrhundert zog der Gelehrte Avicenna durch Anatolien, immer auf der Suche nach heilenden Pflanzen und neuen Erkenntnissen für seine medizinischen Schriften. Seine Reisen führten ihn durch weite Landschaften, über Gebirge und durch lebendige Handelsstädte, bis er eines Tages in einem kleinen, abgelegenen Dorf Halt machte. Dort begegnete er einem alten Heiler, dessen Wissen über Kräuter und Heilkunst von Generation zu Generation weitergegeben worden war. Der Mann musterte Avicenna mit wissendem Blick, nahm einige kleine Samen aus einem Lederbeutel und legte sie ihm in die Hand. „Fenchelsamen“, sagte er. „Gut für den Magen und klärend für den Geist.“

Neugierig liess sich Avicenna einen Aufguss daraus zubereiten. Der süssliche, aromatische Geschmack und die sanfte, beruhigende Wirkung beeindruckten ihn zutiefst. Er erkannte das Potenzial dieser Pflanze und begann, ihre heilenden Eigenschaften genauer zu erforschen. Schliesslich nahm er sie in sein berühmtes Werk Der Kanon der Medizin auf, in dem er ihre verdauungsfördernden und beruhigenden Wirkungen beschrieb. Von dort aus verbreitete sich das Wissen um Fenchel als Heilpflanze entlang der Karawanenrouten durch den Orient und bis nach Europa. Händler, Gelehrte und Reisende trugen Avicennas Erkenntnisse weiter, sodass Fenchel bald in den Apotheken und Klostergärten Europas einen festen Platz fand. Über Jahrhunderte hinweg blieb er ein geschätztes Heilmittel – ein Vermächtnis des grossen Gelehrten, der die Kraft der Natur zu entschlüsseln suchte.