China

Während der Tang-Dynastie (618–907) lebte ein Mönch namens Zhou, der sich der Kunst der Teezubereitung widmete. In seinem abgelegenen Kloster studierte er nicht nur religiöse Schriften, sondern suchte auch nach Wegen, Tee haltbarer zu machen, damit er über lange Strecken transportiert und gelagert werden konnte, ohne an Qualität zu verlieren. Nach vielen Experimenten entdeckte er, dass sich Teeblätter, wenn sie fest gerollt wurden, besonders gut hielten. Ihr Aroma blieb über lange Zeit erhalten, und zudem liessen sie sich leichter transportieren als lose Blätter. Diese Erkenntnis erwies sich als besonders wertvoll für die kaiserliche Armee, die stets nach Wegen suchte, ihre Soldaten auf Feldzügen mit belebenden und stärkenden Getränken zu versorgen. Der gerollte Tee wurde bald zu einem unverzichtbaren Bestandteil ihrer Ausrüstung. Die Soldaten bemerkten, dass das heisse Getränk nicht nur den Körper erfrischte, sondern auch den Geist schärfte. In den anstrengenden Märschen durch Berge und Wüsten schenkte es ihnen neue Kraft und half ihnen, konzentriert zu bleiben. Es dauerte nicht lange, bis der Tee unter den Kriegern hoch geschätzt wurde. Eines Tages beobachtete Zhou, wie sich die gerollten Blätter langsam im heissen Wasser entfalteten. Das zarte Spiel der aufsteigenden Dämpfe und sich öffnenden Blätter erinnerte ihn an Funken, die in den Himmel tanzten. Fasziniert von dieser Erscheinung gab er dem Tee den Namen „Zhous Kriegertrank“. Mit der Zeit verbreitete sich das Wissen um diesen besonderen Tee entlang der Seidenstrasse. Händler brachten ihn in ferne Länder, wo er zu einem begehrten Handelsgut wurde. Nicht nur Soldaten, sondern auch Gelehrte, Reisende und Adelige schätzten seinen Geschmack und seine belebende Wirkung. So wurde Zhou, der einst nur nach einer besseren Lagerungsmethode gesucht hatte, ungewollt zum Wegbereiter eines der bedeutendsten Teetraditionen seiner Zeit.